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Dienstag, 17. November 2009

Wie verhalte ich mich gegenüber Bettlern in Madagaskar?

Madagaskar ist eines der ärmsten Länder der Welt und die Armut ist täglich greifbar. Sie findet sich auf dem Land, wo es kaum eine medizinische Versorgung gibt und nur ein dürftiges Schulsystem. Sie findet sich bei den Bauern (und das sind 80% der Landesbevölkerung), die verschuldet und oft auch landlos sind. Armut findet sich auch in den Städten bei den Landflüchtlingen, die in den Orten des grellen Lichts nicht das gefunden haben, was sie sich erträumt hatten. Das ist in ganz Afrika so und ist auch in Madagaskar so.

Aber aller Wahrscheinlichkeit nach werden Sie an Armut erinnert, wenn ein Bettlerjunge Sie mit flehenden Augen vor Ihrem Hotel anschauen wird. Genau das Falsche wäre, ihm in diesem Moment Geld zu geben - um das eigene Gewissen zu beruhigen. Er lebt wahrscheinlich besser und mit weniger Aufwand als der Bauarbeiter nebenan, der 10 Stunden pro Tag Backsteine schleppt.

Unser Tipp ist folgender: Geben Sie auf der Strasse kein Geld an junge Bettler. Wenn schon, dann an wirklich und sichtbar behinderte oder zerstümmelte alte Leute. Haben sie auch kein Erbarmen mit der bettelnden Mutter, die ihr ausgemagertes Kind auf den Armen trägt. Oft ist das Baby pro Tag gemietet und dient nur dazu, Ihren Tränenfluss zu aktivieren. Wenn Sie etwas Gutes tun möchten, dann besuchen Sie ein Sozialheim und geben Ihr Geld dort direkt den Verantwortlichen. Solche Heime, ob Waisenheim oder Taubstummenheim, ob das sehr achtenswerte Werk von Père Pedro oder andere, verdienen Ihre Unterstützung und garantieren auch einen verantwortungsvollen Umgang mit Ihrer Spende. Wir von der PRIORI helfen Ihnen gern, den Besuch einer solchen Sozialorganisation zu organisieren und möchten Sie dazu sogar gern animieren. Nur ist das mit einer Stunde Aufenthalt nicht getan. Nehmen Sie sich Zeit dazu.

Und noch was: Der bekannte Bettlertrick ist folgender: der Bettler kommt mit einem Hut in der linken Hand unterwürfig auf Sie zu. Unter dem Hut jedoch vergreift sich seine rechte Hand an Ihrer Tasche. Interessant zu beobachten ist, dass sich die Bettler vor den 'grossen Hotels', also dort, wo Europäer absteigen, versammeln. Draussen in einem Dorf werden Sie keine Bettler antreffen..

Das Bettlerwesen ist ein städtisches Phänomen und in Madagaskar hauptsächlich auf die Innenstadt von Antananarivo konzentriert. Übrigens habe ich vor Jahren einen Bettler gekannt, dem ich morgens immer einen Lift in meinem Auto gab, wenn ich zur PRIORI fuhr. Pünktlich wie ein Schweizer kam ich morgens um die Ecke und er war da: naklar, ich verlangte für die Mitfahrt kein Geld. Er war 'normal' gekleidet, ging sich dann aber vor seiner 'Arbeit' umziehen und erschien als zerlumpter Bedürftiger vor einem der Hotels. Abends zog er sich wieder um und ging wie ein gewöhnlicher Werktätiger nach Hause. Ich habe ihn dann lange aus den Augen verloren, aber letzthin wieder gesehen: er ist jetzt Wachmann bei einer Bank: auch da muss er sich vor und nach der Arbeit umziehen.. (Franz Stadelmann, http://www.priori.ch/)

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